Freitag, 31. März 2017

Prolog und "Mein zweites Mal im Kumpelnest 3000"

Hallo Zusammen,

die meisten kennen mich: Ich bin Marco, arbeite als Barkeeper im Kumpelnest und bin für Facebook und Co. verantwortlich. Somit auch für diesen Blog, und ja, die Idee ist auf meinem Mist gewachsen.

Bis zum 1. Mai werde ich Eure Beiträge veröffentlichen und ggf. etwas aufhübschen, denn schreiben ist ja nicht unbedingt Jedermanns Sache. Aber, keine Angst, ich ändere nichts am Inhalt. Darüber hinaus werde ich einige Geheimnisse des Kupelnest 3000 lüften, Mythen widerlegen oder neue schaffen - je nach Tageslaune. Es wird in jedem Fall lesenswert.

Natürlich freue ich mich auf Eure Beiträge, Fotos, Erinnerungen, Grußbotschaften und Geständnisse. Einfach per Mail an social@kumpelnest3000.com senden. Ich mache dann den Rest, redigiere und bringe es in Form.

Heute geht es jedoch um meine private Erinnerung, die mindestens 10 Jahre zurück liegt. Ihr merkt schon, die Erinnerung ist nicht mehr ganz so klar und jeder, der bei uns schon einmal abgestürzt ist (und wer ist das nicht) weiß genau wovon ich rede.


Mein zweites Mal im Kumpelnest

Der eine oder andere fragt sich vielleicht, warum nicht das erste Mal KN? Ganz einfach, dass erste Mal ist unspektakulärer als das zweite Mal.

Der Vollständigkeit halber dennoch eine kleiner Exkurs dahin: Beim ersten Mal war ich mit Onrie dort. Ich arbeitete damals als Barkeeper im BigBlue in der Winterfeldtstraße, es war nicht viel los und Onrie kam auf die Idee mal ins KN zu gehen.

Wir waren also da, tranken Wodka-Lemon, Erkan arbeitete, es war voll, es lief Madonna, Abba und so etwas halt. Wir tanzten etwas und nach ein bis zwei Stunden ging es dann ins KitKat. Ich erinnere mich, es war voll, es war Sommer und wir wollten weiter ziehen. Ich fuhr - glaub ich - mit Fahrrad und Onrie war mit Rollschuhen unterwegs. So war es, oder so ähnlich. Ich war weder geflasht, noch enttäuscht, es waren ein paar Wodka-Lemon auf dem Weg ins Kitty. Das zweite Mal ist für mich dann eher erzählenswert.

Der Fairness halber muss ich erwähnen: Erwartet nicht zu viel

Beim zweiten Mal war ich mit Julian im Kumpelnest. Damals war ich noch in Julian verliebt, wir kannten uns noch nicht lange, aber ich begehrte ihn, wie niemanden sonst zu dieser Zeit. Na ja, ich konnte Julian damals nicht haben, denn er entschied sich für eine Beziehung mit Lars, mit dem er im Übrigen noch heute glücklich zusammen ist.

Wie dem auch sei. Julian und ich entschieden ins Kumpelnest zu gehen und wir waren auch auch dort. Bitte fragt mich nicht, wie unser Abend war? Ich weiß es schlichtweg nicht. Julian im Übrigen auch nicht. Es war also ein guter Abend.
Wir hatten Sex und schliefen ein
Wilde Zeiten, es gibt kein Bild mit
Julian und mir zusammen

Die einzigen Erinnerungen, die wir beide daran noch haben sind, dass wir irgendwann als die Sonne bereits aufgegangen war die Lützowstraße entlang liefen. Wir waren auf dem Weg in meine Wohnung. Ich wohnte damals am Nollendorfplatz, eine fürchterliche Einzimmer-Wohnung in der Maistraße. Wir hatten Sex, schliefen ein und das war es dann auch. Mehr Erinnerung ist nicht übrig.

Letztendlich ist es aber genau das, was in meinen Augen eine Nacht im Kumpelnest ausmacht. Man hat Spaß, betrinkt sich maßlos und erinnert sich nur an ein gutes Gefühl. So ist es auch heute noch und genau so soll es sein.

Übrigens: Julian und ich sind heute noch die besten Freunde und auch mit Lars gab es deswegen nie ein Problem, denn auch wir sind nach wie vor befreundet.

Donnerstag, 9. März 2017

Es begann im Jahre 1987

Rappelvoll, laut, verrucht und verraucht – das Kumpelnest3000 ist der Klassiker unter den Berliner Absturzläden. Hier gibt es keine Hemmschwellen, Jeder kommt mit Jedem sofort in Kontakt.

Das Interieur ist kitschig und trashig, ihre Patina trägt die schrille alte Schachtel mit Stolz und Würde. "Ein von Lady Gagas Großmutter geführter Lampenladen", diese Metapher erfand vor kurzem der Guardian. Dass das Kumpelnest früher einmal ein Bordell war, spürt man noch in jeder Ecke. Das abgerockt-erotische Ambiente hat schon Karl Lagerfeld und Claudia Schiffer zu einer Fotosession inspiriert. U2 oder Matthias Schweighöfer versuchten hier, ihr allzu sauberes Image zu korrigieren. Und Gitte wurde hier das Singen verboten.

Angefangen hat alles 1987 mit der Idee von Mark Ernestus, eine Bar als Kunstraum zu konzipieren, als Abschlussarbeit für die Hochschule der Künste. Unterstützt von der Künstlergruppe "Die tödliche Doris" und deren Umfeld, schlug das gewagte Konzept im West-Berlin der späten 80er Jahre ein wie eine Bombe. Die Menschentrauben vor dem Laden sind ebenso legendär wie die exzentrischen Bar-Keeper. Unter dem Motto "Gegen Spitzenleistungen in der Gastronomie" boykottierten sie jede konventionelle Erwartungshaltung in Sachen Service und Dienstleistung. Das war Punk! Dazu passte der wilde Musikmix aus Daliah Lavi, Barry White und Throbbing Gristle. Die Kombination der Gäste war ebenso neu und aufregend: Transen und Gehörlose, Heteros und Schwule, Stricher, Künstler und Geschäftsleute, dazu der Alkoholiker von Nebenan. Daran hat sich bis heute erstaunlicherweise nichts geändert, nur der Service ist deutlich aufmerksamer seit Kai Kämmerer das Nest 1999 übernommen hat.