Donnerstag, 9. März 2017

Es begann im Jahre 1987

Rappelvoll, laut, verrucht und verraucht – das Kumpelnest3000 ist der Klassiker unter den Berliner Absturzläden. Hier gibt es keine Hemmschwellen, Jeder kommt mit Jedem sofort in Kontakt.

Das Interieur ist kitschig und trashig, ihre Patina trägt die schrille alte Schachtel mit Stolz und Würde. "Ein von Lady Gagas Großmutter geführter Lampenladen", diese Metapher erfand vor kurzem der Guardian. Dass das Kumpelnest früher einmal ein Bordell war, spürt man noch in jeder Ecke. Das abgerockt-erotische Ambiente hat schon Karl Lagerfeld und Claudia Schiffer zu einer Fotosession inspiriert. U2 oder Matthias Schweighöfer versuchten hier, ihr allzu sauberes Image zu korrigieren. Und Gitte wurde hier das Singen verboten.

Angefangen hat alles 1987 mit der Idee von Mark Ernestus, eine Bar als Kunstraum zu konzipieren, als Abschlussarbeit für die Hochschule der Künste. Unterstützt von der Künstlergruppe "Die tödliche Doris" und deren Umfeld, schlug das gewagte Konzept im West-Berlin der späten 80er Jahre ein wie eine Bombe. Die Menschentrauben vor dem Laden sind ebenso legendär wie die exzentrischen Bar-Keeper. Unter dem Motto "Gegen Spitzenleistungen in der Gastronomie" boykottierten sie jede konventionelle Erwartungshaltung in Sachen Service und Dienstleistung. Das war Punk! Dazu passte der wilde Musikmix aus Daliah Lavi, Barry White und Throbbing Gristle. Die Kombination der Gäste war ebenso neu und aufregend: Transen und Gehörlose, Heteros und Schwule, Stricher, Künstler und Geschäftsleute, dazu der Alkoholiker von Nebenan. Daran hat sich bis heute erstaunlicherweise nichts geändert, nur der Service ist deutlich aufmerksamer seit Kai Kämmerer das Nest 1999 übernommen hat.

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